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Nina Schiffner

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Malweiber war die despektierliche Bezeichnung für malbegeisterte Damen der Jahrhundertwende. Was die Mehrheit der Dachauer Bevölkerung und nicht zuletzt ihre männlichen Kollegen vom Ansinnen dieser Gattung Frau hielt, kommt bei Bruno Pauls Text zu einer Simplizissimus-Karikatur des Jahres 1901 unmissverständlich zum Ausdruck: "Sehen Sie, Fräulein, es gibt zwei Arten von Malerinnen: die einen möchten heiraten und die anderen haben auch kein Talent."

Selbst politische Gremien mussten sich mit den Malweibern befassen: Im Bayrischen Abgeordnetenhaus gab es 1896 einen Disput darüber, ob Untertaninnen zum Aktzeichnen zugelassen werden sollten und noch 1912 lehnte der damalige Akademieprofessor Ferdinand von Miller die Aufnahme von Frauen an die Münchner Kunstakademie ab. Um trotzdem in den Genuss einer Ausbildung zu kommen, blieb den kunstsinnigen Damen dieser Zeit nichts anderes übrig als sich in privaten Malschulen anleiten zu lassen. Malschulen gab es an Orten der Künstler, insbesondere den sogenannten Künstlerkolonien. Neben Worpswede im Teufelsmoor zählte Dachau zu den führenden deutschen Künstlerkolonien.

Charakteristisch für die Malweiber der Jahrhundertwende waren Attribute wie Selbständigkeit, Kreativität, Courage, Durchsetzungswille, Zähigkeit und Unabhängigkeit; heute würde man sagen, sie waren emanzipiert. Damals für Frauen visionäre Eigenschaften, die als überspannt galten, heute jedoch sind sie in hohem Maße anerkannt und gefordert. Die Malweiber waren die Avantgarde ihres Zeitalters; eine lange Liste Malweiber, deren Namen ihre Lebenszeit überdauerte, ließe sich anführen.

Greift man den Geist der Malweiber auf und transportiert ihn in die Gegenwart, stellt man fest, dass die Malweiber von gestern alle Kreativen von heute sind! Das führt zu einer erweiterten Definition der Malweiber: wenn auch der Begriff Malweiber ursprünglich wenig freundlich gemeint war, sehe ich ihn heute durchaus positiv besetzt. Ohnehin wird das "Weib" im bayrischen Sprachgebrauch mit handfest, wehrhaft, hemdsärmelig und zupackend assoziiert. Alles lebensbejahende, aktive Eigenschaften. Nähert man sich der Wortschöpfung „Malweib“ nicht verbissen, sondern wohlwollend mit einem Schuss Augenzwinkern, strahlt er ein hohes Maß an Kraft und  Attraktivität, geradezu Erotik aus.